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∗ 12.5.1888 Mörschwil,
† 4.5.1971 Gossau
Mosnang (SG)
Maler, Kirchenmaler und Grafiker. Zahlreiche Wandbilder in Kirchen und an Privathäusern. Glasfenster, Buchillustrationen und Staffeleibilder
Switzerland (CHE)
drawing
graphic arts
illustration
lithography
painting
stained-glass windows
wall painting
watercolour
M
Augustin Meinrad Bächtiger wuchs in dem von seinem Vater geleiteten Knabenerziehungsheim Thurhof in Oberbüren auf. 1903 besuchte er die Gewerbeschule in St. Gallen und absolvierte 1904 ein Volontariat bei der Dekorationsmalerfirma Berli & Thermann. Der Kunsthistoriker und Stiftsbibliothekar Adolf Fäh erkannte Bächtigers Talent und vermittelte ihm einen Studienplatz an der Kunstakademie in München. 1905–1910 weilte er in der Isarstadt, wo Angelo Jank und Peter von Halm seine Lehrer waren. 1908 Mitarbeit im Lehr- und Versuchsatelier von Wilhelm von Debschitz in München. 1910 erste Altarbilder und 1912 erster Preis im Plakatwettbewerb für das Eidgenössische Sängerfest in Neuenburg. 1914 Teilnahme an der Graphischen Ausstellung in Leipzig und an der Landesausstellung in Bern. 1915 Aufenthalt bei Franz von Stuck in München. Ab 1917 Aktivdienst in der Gebirgskompanie im Engadin. In den folgenden Jahren entstanden Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder zum Thema Gebirgslandschaft und Militär, mit denen er an verschiedenen Ausstellungen teilnahm. Ab 1923 wohnhaft in Gossau (SG). 1924 Gründungsmitglied der deutschschweizerischen Sektion Societas Sancti Lucae.
Ab 1923 vermehrt Grossaufträge in Kirchen der Ost- und Innerschweiz, unter anderen 1923 die Deckengemälde in Amden, die Leben und Wirken des hl. Gallus schildern; 1928 das Deckenbild in Gossau (SG) mit dem Thema Weltgericht. 1933 entstand Bächtigers Hauptwerk: die Wandbilder in Hochdorf. 1930 Heirat mit Christine Helfenberger, mit der er drei Kinder hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg Abnahme der Aufträge. 1966 letzter sakraler Monumentalauftrag in Altdorf.
Bächtiger war in den 1930er-Jahren einer der meistbeschäftigten religiösen Monumentalmaler der deutschen Schweiz. Geprägt durch eine streng katholische Erziehung, zielte sein Schaffen auf eine Erneuerung der sakralen Kunst. Es war seine Absicht, «den Betrachter durch das Bild zum Herrgott zu führen». Bächtiger versuchte, alles Barocke und Süssliche in der Bildsprache der religiösen Kunst zu vermeiden. Er strebte nach Klarheit in Aufbau und Komposition und übersteigerte Farben und Formen, ohne sich aber vom Naturvorbild zu weit zu entfernen. Seine biblischen Gestalten stellte er in zeitgenössischer Kleidung vor örtlich bekannte Bergkulissen. Darin zeigte sich sein Streben, das Christentum künstlerisch wie inhaltlich dem Laien in einer modernen Bildsprache zu vermitteln.
Sein Werk war aber schon zu Lebzeiten nicht unumstritten. Den kirchlichen Auftraggebern war er oft zu modern, die Kunstkritiker sahen in ihm einen Repräsentanten vergangener Epochen. Seine heroisch-pathetischen Gestalten wurden vor allem in den Nachkriegsjahren skeptisch beurteilt und mancherorts entfernt. Mit seinem umfangreichen Œuvre, das sehr klar die Problematik und das Spannungsfeld aufzeigt, in welchem sich die religiöse Kunst der Zwischenkriegszeit befand, nimmt Bächtiger einen wichtigen Platz unter den religiösen Malern unseres Jahrhunderts ein.
Als Ausgleich zum öffentlichen Werk entstanden Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder mit meist profanen Inhalten. Neben Landschaften, Akten und Stillleben schuf der Künstler auch Plakate und Illustrationen für Schulbücher. Letztere zeichnen sich, ähnlich wie die öffentlichen Arbeiten, durch eine klare, strenge Linienführung aus. Bächtigers Aquarelle und Staffeleibilder zeigen im Gegensatz zu den Altar- und Wandbildern eine skizzenhafte Frische und Spontaneität. Mit ihrer nachimpressionistischen Formen- und Farbensprache bilden sie einen klaren Kontrast zum öffentlichen Werk des Künstlers.
Werke**:** Amden, Pfarrkirche St. Gallus, Drei Szenen aus dem Leben des hl. Gallus, 1923; Flawil, katholische Kirche St. Laurentius, Die vier Evangelisten, 1935; Gossau, Andreas-Pfarrkirche, Weltgericht, 1928; Hochdorf, Friedhofhalle, Kreuzigung, Auferstehung, Weihnachten, Gethsemane, Abendmahl, 1924–25; Mels, Pfarrkirche St. Peter und Paul, Bergpredigt, 1922–23; Niederuzwil, Pfarrkirche Christkönig, Christkönig, 1934.
Isabella Studer-Geisser, 1998, aktualisiert durch die Redaktion, 2015
Zitiermethode:
Isabella Studer-Geisser: «Augustin Meinrad Bächtiger». In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2015 (erstmals publiziert 1998).
https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4023605/in/sikart
Beata Ebnöther: «Die Magdenauer Tafelbilder von Augustin Meinrad Bächtiger (1888-1971)». In: Toggenburger Jahrbuch, 2013, S. 163-176.
Beata Ebnöther: «Augustin Meinrad Bächtiger 1888-1971. Kunstmaler, Kirchenmaler, Grafiker». In: Oberberger Blätter, 2008/09. Gossau, 2008.
Beata Ebnöther: «Augustin Meinrad Bächtiger (1888-1971). Ein Ostschweizer Künstler mit Toggenburger Wurzeln». In: Toggenburger Jahrbuch, 2008. Wattwil, 2007, S. 165-173.
Isabella und Daniel Studer-Geisser: Augustin Meinrad Bächtiger 1888-1971. Hrsg.: Amt für Kulturpflege. St. Gallen, 1988.