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∗ 22.1.1935 Murgenthal
Sitterdorf (TG)
Maler, Zeichner und Bildhauer. Figuren-, Landschafts- und Blumenbilder. Kunst im öffentlichen Raum und Kunst am Bau
Switzerland (CHE)
art in public space
drawing
fresco
oil painting
painting
painting in acrylic
relief
stained-glass windows
tapestry
wall painting
watercolour
M
Roman Candio wächst in Fulenbach im Kanton Solothurn auf. Den Unterricht beim Maler und Farbtheoretiker Jakob Weder während seiner Schulzeit in Langenthal bezeichnet Candio als wichtigen Einfluss. Er besucht 1951–55 das Lehrerseminar in Solothurn und arbeitet während dreier Jahre als Primarlehrer. 1958 entschliesst er sich für die Künstlerlaufbahn, es folgt die Ausbildung in drei Etappen: an der Kunstgewerbeschule Luzern besucht er 1958–59 den Unterricht von Werner Andermatt und 1959–1960 ist er an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Schüler von Georg Meistermann. Danach hilft er dem Kirchenmaler Ferdinand Gehr bei der Ausführung grosser Wand- und Deckengemälde. Dessen Einfluss bleibt in einigen späteren Werken Candios erkennbar. Nach Studienaufenthalten in Italien lebt und arbeitet er seit 1961 in Solothurn.
Neben den freien Werken entstehen seit Mitte der 1960er-Jahre über 50 Arbeiten im öffentlichen Raum, die dem Künstler Bekanntheit und Anerkennung in weiten Teilen der Schweiz sichern: farbige Fenster, Wand- und Deckenmalereien, Bildteppiche und Wandreliefs für Kirchen, Spitäler, Verwaltungsgebäude und Schulen. 1968 Förderungspreis des Kantons Solothurn. 1991 erhält er für sein malerisches Schaffen und für seine Arbeiten im Bereich der Kunst am Bau den Kunstpreis des Kantons Solothurn.
Candios Werk wird hauptsächlich durch die Farbe bestimmt. Seine ersten zwischen 1957 und 1960 entstandenen Bilder sind noch vorwiegend abstrakt: Farbfelder, Punkte oder geometrische Formen in nüchternem Schwarz, Weiss und warmem Grau. Ab 1963 wandelt sich Candios Stil. Es entstehen zunächst Collagen aus Heft- und Zeitungsillustrationen. Die Zeitungsfotos und Reklameanzeigen werden später in gemalte, flächig gehaltene, nunmehr leuchtende Farbkompositionen umgesetzt, die stark von der amerikanischen Pop Art, besonders von Tom Wesselmann, geprägt sind. Requisiten des Alltags und Reklameschriften stehen in den breiten Formaten neben monumentalen weiblichen Aktfiguren. Kühne Farbkombinationen aus Lila, Grün, Blau, Gelb und Rosa werden zuweilen hart unterbrochen von einer geometrischen, schwarzweissen Musterung. Ab den 1970er-Jahren malt Candio vor allem auch Blumen- und Landschaftsbilder, die in ihrer flächigen Gestaltung an Farbholzschnitte erinnern. Mit den reinen, leuchtenden Farben und klaren Abgrenzungen kontrastieren nun sanft auslaufende, verschwommene Töne. In diesen Werken ist ihm immer wieder die heimatliche Landschaft Quelle der Inspiration.
Neben Zeichnungen, in denen der ornamentale Charakter seiner Kunst ebenfalls deutlich wird und die er erstmals 1985 in einem Buch veröffentlicht, sowie Aquarellen und Acrylbildern, die zu einer wandbildartigen Ästhetik tendieren, entsteht ein umfangreiches Werk im Bereich von Kunst am Bau. Candio gestaltet Wandgemälde, farbige Verglasungen, bemalte Flachreliefs und Textilien, Webereien, Textilcollagen sowie – seltener – dreidimensionale Arbeiten.
Werke: Bellach, kantonale Motorfahrzeugkontrolle, Strasse, 1971, achtteiliges Bild; Pfarreizentrum Bronschofen, Wandmalerei im Altarraum, 2008; Derendingen, Haushaltungsschule, Eisenplastik, 1964; Fulenbach, katholische St.-Stephans-Kirche, Chorfenster, 1967; Goldau, katholische Kirche, Wandbilderzyklus, 1994–95; Grenchen, christkatholische Kirche, zwei farbige Fenster, 1980–81; Grenchen, Berufsbildungszentrum, Deckenmalerei, 1990; Pfarrkirche Jona, farbiges Fenster im gotischen Chor, 2004; Katholisches Pfarreizentrum Horgen, farbiges Fenster, 2008; Kleinhüningen, katholische Kirche St. Christophorus und Kreuzweg, vier Wandteppiche, 1991–92; Lohn, katholische Guthirtkirche, farbige Fenster, 1973; Olten, Kantonsschule Hardwald, acht farbige Wände, 1977; Olten, Parkanlage der Wohnsiedlung Platanen, farbige Keramikwände, 1991; Kirchliches Zentrum Rüttenen, farbige Decken, Farbgebung der liturgischen Einrichtungsgegenstände von Kurt Sigrist, 1979; Kunstmuseum Solothurn; Solothurn, Kloster St. Josef, Kreuzgang, Lob der Natur, 1965–68, Zyklus von 28 farbigen Scheiben; Solothurn, Lehrerseminar, Sport, 1972–73, farbige Wandreliefs; Solothurn, Bürgerspital, Treppenhäuser, Gemäldezyklus, 1987–88; Wangen bei Olten, Gemeinderatssaal der Gemeindeverwaltung, Wandbild, 1991; Zuchwil, katholische Kirche St. Martin, farbige Gestaltung der Chorwand, 1970.
Tanja Warring, 1998, aktualisiert durch die Redaktion, 2016
Zitiermethode:
Tanja Warring: «Roman Candio». In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2016 (erstmals publiziert 1998).
https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4000240/in/sikart
Projekt Visp 2013. Roman Candio. Visp, Kunstforum Oberwallis, 2013. Text: Peter Jeker. Visp, [2013].
Roman Candio. Schang Hutter. Dokumentation zur Ausstellungsarbeit. Arbon, Kunsthalle Prisma, 1995. Texte und Gedichte: Schang Hutter und Regula Hutter. Arbon, 1995.
Roman Candio. Werke 1957-1988. Kunstmuseum Solothurn, 1988. Texte: Annemarie Monteil, André Kamber. Solothurn, 1988.
100 Zeichnungen von Roman Candio. Kunstverein der Stadt Solothurn, 1985. Mit einem Text von Annemarie Monteil. Solothurn, 1985.
Zwei Expeditionen an den Rottalgletscher. Kunstmuseum Olten, 1985. [Texte:] Hans Derendinger, Peter Killer. Olten, 1985.
Umgang mit der Landschaft im Schaffen von Severin Borer, Max Brunner, Roman Candio, Max Kohler, Bodo Stauffer, Rosa Wiggli, Franz Anatol Wyss. Kunstmuseum Solothurn, 1984.